Auch in diesem Jahr erinnern die Verantwortlichen der ILS Traunstein (Integrierte Leitstelle für Feuerwehr und Rettungsdienst) an die europaweite Notrufnummer 112. Das Datum des Aktionstags geht zurück auf die Notrufnummer 112: hierbei steht der 11. Tag des Februars für die „11“ und der Februar als zweiter Monat im Jahr für die „2“. Im Jahr 2016 gingen insgesamt 248.284 Notrufe in der ILS Traunstein ein.

Seit mittlerweile 7 Jahren steht die Integrierte Leitstelle (ILS) als zentrale Notrufleitstelle den Bürgerinnen und Bürgern aus den Landkreisen Altötting, Berchtesgadener Land, Mühldorf a. Inn und Traunstein zur Verfügung. Die Mitarbeiter der ILS sind somit zuständig für ein Gebiet, dass mit ca. 3.800 km² das Eineinhalbfache der Fläche des Bundeslandes Saarland umfasst. Betreiber der ILS ist der Zweckverband für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung Traunstein unter dem Vorsitz von Herrn Landrat Siegfried Walch. Sämtliche Mitarbeiter besitzen sowohl eine Berufsausbildung im Bereich Rettungsdienst als auch im Feuerwehrwesen und verfügen hierbei zum großen Teil über langjährige praktische Erfahrungen. Eben jene Erfahrungen und Kenntnisse in den praktischen Abläufen bilden das Fundament für die anspruchsvolle Tätigkeit in der Leitstelle.

In den Notrufen werden die Mitarbeiter oft mit den denkbar schlimmsten Situationen konfrontiert. In diesen Momenten stets ruhig, sachlich und ergebnisorientiert zu bleiben und zu handeln ist eine der großen Herausforderungen. Zudem muss der Leitstellendisponent den Gesamtüberblick über alle Fahrzeuge und Einsätze behalten, um zu gewährleisten, dass die am schnellsten verfügbaren geeigneten Einsatzkräfte zum Unglücksort herangeführt werden.
Eine immer mehr an Bedeutung zunehmende weitere Aufgabe ist die Überbrückung des sog. „therapiefreien Intervalls“ bis zum Eintreffen des ersten qualifizierten Rettungsmittels. Die richtigen Sofortmaßnahmen bzw. die „Erste-Hilfe“ ist oftmals entscheidend für den späteren Genesungsverlauf. Das medizinisch geschulte Personal der ILS unterstützt den Anrufer bei der Durchführung von Erste-Hilfe-Maßnahmen und gibt hierbei hilfreiche Tipps.
Auf Grundlage der Erfahrungen im täglichen Betrieb muss jedoch immer wieder an alle Bürgerinnen und Bürger appelliert werden, die Kenntnisse in der Ersten-Hilfe aufzufrischen. Leider besitzt dies in unserer Bevölkerung nicht den Stellenwert, den es eigentlich haben müsste, so Josef Gschwendner, Geschäftsführer der Integrierten Leitstelle.

Ein Umstand den auch Joaquin Kersting, Ärztlicher Leiter Rettungsdienst (ÄLRD), gerade für eine erfolgreiche Wiederbelebung bei Herz-Kreislauf-Stillstand, betont. Bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand ist die Zeit, die bis zum Beginn von Wiederbelebungsmaßnahmen zur Verfügung steht, extrem kurz. Bereits nach drei Minuten kommt es zu ersten irreversiblen Schäden. Daher ist es hier besonders wichtig, einen Herz-Kreislauf-Stillstand (Bewusstlosigkeit und nicht normale Atmung) schnell zu erkennen, um Hilfe zu rufen (112) und sofort mit der Herzdruckmassage zu beginnen.
Um den Anrufer hierin zu unterstützen, ist seit zwei Jahren die sogenannte Telefonreanimation durch die Leitstelle bayernweit eingeführt. Die ILS und der Ärztliche Leiter Rettungsdienst Traunstein waren bei der Erstellung und Umsetzung der Telefonreanimation in Bayern federführend beteiligt. Im Falle eines Notrufs prüft der Disponent, mit Hilfe eines EDV – gestützten Algorithmus, zusammen mit dem Anrufer, ob dem Notfall ein Herz-Kreislauf-Stillstand zu Grunde liegt. Falls dies der Fall sein sollte, gibt er anschließend sofort detaillierte Anleitungen zur Durchführung der Herzdruckmassage. Diese ist in der Regel bis zum Eintreffen des Rettungsdiensts völlig ausreichend. Erste Fallbetrachtungen, so Kersting, zeigen, dass seit Einführung der Telefonreanimation der Anteil der Patienten nach erfolgreicher Reanimation, die ohne Folgeschäden das Krankenhaus verlassen konnten, deutlich erhöht werden konnte. So sind dem Arzt Kersting, der neben seiner Tätigkeit als ÄLRD beim Klinikum Traunstein beschäftigt ist, mehrere Patienten bekannt, die ohne bleibende Schäden einen Herz-Kreislauf-Stillstand überlebt haben und dies der von der ILS telefonisch angeleiteten Herzdruckmassage des Ersthelfer bzw. Anrufers zu verdanken haben.

Als weiterer qualitativer Zugewinn steht 2017 die Einführung des sog. „eCall-Systems“ in der ILS bevor. Bei einem schweren Verkehrsunfall sendet das mit eCall ausgestattete Fahrzeug unmittelbar und automatisch einen Notruf an die ILS. Ausgelöst wird der Notruf über Crash-Sensoren, die die Art und die Schwere des Unfalls erkennen. Auch eine manuelle Auslösung ist möglich. Übermittelt werden die genauen Standortdaten, Unfallzeitpunkt, Fahrzeugtyp und Art des Treibstoffs. Die ILS kann hierbei auch mit den Fahrzeuginsassen sprechen, um näheres über Unfallhergang, Art und Schwere der Verletzungen usw. zu erfahren. Mit eCall kann die Reaktionszeit der Rettungskräfte bei Verkehrsunfällen somit deutlich reduziert werden.

In welchen Fällen muss der Notruf 112 gewählt werden?
Die 112 ist die gemeinsame Notrufnummer für Feuerwehr und Rettungsdienst. Im medizinischen Bereich ist der Notruf Patienten mit lebensgefährlichen Erkrankungen oder Verletzungen und bei schweren gesundheitlichen Gefährdungen vorbehalten.
Handelt es sich jedoch um eine Erkrankung, mit der normalerweise ein niedergelassener Arzt aufgesucht werden würde, aber die Behandlung aus medizinischen Gründen nicht zum nächsten Tag warten kann, ist der ärztliche Bereitschaftsdienst unter der Telefonnummer 116 117 anzurufen. Auch diese Nummer funktioniert ohne Vorwahl, gilt deutschlandweit und ist kostenlos.

Das Titelbild wurde uns mit freundlicher Genehmigung der FF Erlstätt für die Berichterstattung zur Verfügung gestellt.