Durchschnittlich rund 600 mal täglich meldet sich ein Mitarbeiter der Integrierten Leitstelle Traunstein mit dem Satz: „Hier ist der Notruf für Feuerwehr und Rettungsdienst. Was kann ich für Sie tun?“, wenn über die geschalteten Notrufleitungen aus den Landkreisen Altötting, Berchtesgadener Land, Mühldorf a. Inn und Traunstein ein Notruf angenommen wird. Vom verunfallten Kletterer in den Berchtesgadener Alpen bis zum akuten Herzinfarkt in Reischach an der Grenze zum Rettungsdienstbereich Passau, vom Wasserrettungseinsatz auf dem Chiemsee bis zum Unfall mit eingeklemmter Person auf der B12 bei Maitenbeth müssen eine Vielzahl von unterschiedlichsten Notfallsituationen behandelt und abgearbeitet werden.

Anstelle von unterschiedlichen Rufnummern für Feuerwehr und Rettungsdienst gibt es in ganz Bayern seit Inbetriebnahme der Integrierten Leitstellen nur noch die einheitliche Notrufnummer 112 für alle nichtpolizeilichen Belange (insbesondere Feuerwehr und Rettungsdienst). Dadurch können bei einem Brand oder bei medizinischen Notfällen schnell und gezielt die Einsatzkräfte alarmiert werden, die am besten helfen können und am schnellsten vor Ort sind. Die Integrierte Leitstelle Traunstein ist zuständig für die Landkreise Altötting, Berchtesgadener Land, Mühldorf a. Inn und Traunstein und ist ohne Ortsvorwahl unter der gebührenfreien Notrufnummer 112 sowohl aus dem Festnetz als auch über Mobilfunk erreichbar. Menschen, die eine Sprach- oder Hörbehinderung haben, können unter der Notrufnummer 112 ein Notruf-Fax an die Integrierte Leitstelle Traunstein senden.

Der richtige Notruf – Die fünf „W“!

1. WER meldet?
Nennen Sie Ihren Namen, Ihren Standort und Ihre Telefonnummer für Rückfragen.
2. WO ist das Ereignis?
Geben Sie den Ort des Ereignisses so genau wie möglich an (z. B. Straße, Hausnummer, Stockwerk, Besonderheiten wie Hinterhöfe, Straßentyp, Fahrtrichtung, Kilometerangaben an Straßen, Bahnlinien oder Flüssen).
3. WAS ist geschehen?
Beschreiben Sie knapp das Ereignis und das, was Sie konkret sehen (z. B. Brand, Explosion, Einsturz, Zusammenstoß).
4. WIE VIELE Betroffene?
Nennen Sie die Zahl der betroffenen Personen, deren Lage und Art und Schwere der Verletzungen.
5. WARTEN auf Rückfragen!
Legen Sie nicht gleich auf, der Mitarbeiter in der Integrierten Leitstelle Traunstein benötigt von Ihnen vielleicht noch weitere Informationen.

Der Disponent in der Integrierten Leitstelle Traunstein analysiert auf Grundlage der gezielt abgefragten Informationen die Lage vor Ort und konstruiert hieraus ein sog. „Meldebild“. Werden zum Beispiel die Symptome akute Lähmungserscheinung oder Gefühlsstörung einer Körperseite zusammen mit Sprachstörungen beschrieben, so deutet dies auf einen Schlaganfall hin. Der Disponent der ILS Traunstein wird in diesem Fall umgehend die notwendigen rettungsdienstlichen Kräfte vor Ort schicken.

Von der Rettungsleitstelle zur Integrierten Leitstelle Traunstein

Bereits am 04.02.1980 wurde die damalige Rettungsleitstelle Traunstein in der Leonrodstraße in Betrieb genommen und war bereits für die vier Landkreise des heutigen ILS-Bereiches zuständig. Die sachliche Zuständigkeit beschränkte sich in der damaligen Struktur der Rettungsleitstelle auf die rettungsdienstliche Abarbeitung von Notrufen, welche über die frühere Nummer 19222 in der Leitstelle eingegangen sind. Als „schwärzester Tag“ in der Geschichte der Leitstelle Traunstein kann rückblickend der 22.03.1980 genannt werden. Beim Rückflug von einem Einsatz stürzt der Rettungshubschrauber Christoph 14 in der Nähe von Teisendorf ab – alle Besatzungsmitglieder kommen dabei ums Leben.

Im Jahre 1992 wurde der Sitz der Rettungsleitstelle in die Hochstraße 33a verlegt. In diesen Räumlichkeiten wurde die Rettungsleitstelle letztlich bis zur Umschaltung auf die neue Integrierte Leitstelle 2010 betrieben.

Bedingt durch die erheblich umfassenderen Aufgaben, den Quantensprung in der Technik und der damit verbundenen Raumerfordernisse wurde im Zeitraum 2008 bis 2010 die jetzige Integrierte Leitstelle Traunstein im Gewerbepark Kaserne als Neubau auf grüner Wiese verwirklicht. Am 17.06.2014 wurden schließlich sämtliche Notrufleitungen aus den Landkreisen Altötting, Berchtesgadener Land, Mühldorf a. Inn und Traunstein auf die neuen Räumlichkeiten aufgeschaltet. Dieser Termin bildet die Geburtsstunde der neuen Integrierten Leitstelle für Feuerwehr und Rettungsdienst.

Integrierte Leitstelle im Rahmen der Unwetterlage an der Belastungsgrenze

Bedingt durch die Unwetter- und Katastrophenlage in den Landkreisen des Zuständigkeitsbereiches Anfang Juni 2013 stand die Integrierten Leitstelle (ILS) Traunstein vor bisher nie da gewesenen Anforderungen. So mussten im Zeitraum von 48 Stunden insgesamt 5.867 Notrufe bearbeitet werden. Den Spitzenwert bildete dabei der Zeitraum zwischen 00:00 Uhr und 12:00 Uhr am 02.06.2013. Hier gingen über 2000 Notrufe in der Leitstelle ein. Die ILS Traunstein arbeitete hierbei mit der Maximalbesetzung von 14 Mitarbeitern. Die Konzepte zur Personalnachbesetzung und –verstärkung kamen hier in voller Ausdehnung zur Anwendung. Die vorgesehenen und erprobten Abläufe für großflächige Ereignisse haben sich vollends bewährt. So wurde pro Landkreis 1 fester Disponent eingeteilt, welcher ausschließlich die Feuerwehralarmierung und Einsatzbegleitung des jeweiligen Landkreises übernahm. Die 6 zusätzlichen Telefonplätze (sog. „Ausnahmeabfrageplätze“) wurden neben den regulären 8 Einsatzleitplätzen mit Mitarbeitern besetzt. Hierbei wurde auf alle zur Verfügung stehenden personellen Ressourcen zurückgegriffen. Besonders erfreulich ist die Tatsache, dass trotz der unglaublich hohen Anzahl von Notrufen die durchschnittliche Wartezeit (d. h. die Zeit vom ersten Klingeln bis zur Annahme des Gesprächs) bei unter 5 Sekunden lag.

Werbung für die Notrufnummer 112
Die Integrierten Leitstelle Traunstein nutzte den „Blaulichttag“ am 19.07.2014 in Traunreut, um die Bevölkerung auf die hohe Bedeutung der Notrufnummer 112 hinzuweisen und den Bekanntheitsgrad der einheitlichen Notrufnummer für Feuerwehr und Rettungsdienst noch weiter zu steigern.